Irak - Die finanzpolitischen Hintergründe des Irak-Krieges

03.06.2015 22:56

Es geht um mehr als um Öl

Abgesehen davon, dass die USA Zugriff auf das irakische Öl haben wollen und abgesehen davon, dass sie Krieg brauchen, um ihre Wirtschaft anzukurbeln, geht es beim Irakkrieg noch um etwas anderes: Für die USA ist die Abwanderung der Welt vom Dollar zum Euro lebensbedrohend. Der Grund hierfür ist: Der US-Dollar ist in Wahrheit nicht mehr wert als das Papier auf dem er gedruckt ist. Kurze Geschichte des Dollars:

Nach dem 2.WK stieg der weltweite Ölhandel exponentiell und der Größte Abnehmer waren die USA, die in Dollar bezahlten. Die ölverkaufenden Länder kauften nun für diese Dollar bei den USA Waren, Maschinen, sowieso auch Waffen etc. Doch mit der Zeit wurde der Öleinkauf größer als die Exporte der USA. Immer größer. Soviel können die USA gar nicht exportieren, wie sie für Öl ausgeben. Und somit stehen die USA heute auf einem Rekord-Handelsbilanz-Defizit (das heißt, sie importieren mehr als sie exportieren).

Importe: 1,15 Billionen Dollar, das sind 1150 Milliarden Dollar. Auf der anderen Seite Exporte von 723 Milliarden Dollar - macht 427 Milliarden Dollar Defizit. Pro Jahr! Womit wird das bezahlt? Antwort: Mit buntem Papier. Und mit buntem Papier kann man bezahlen, so lange man Abnehmer findet.

Als die USA mehr und mehr Dollar brauchten, um ihre Rohstoffimporte, vor allem Öl, zu bezahlen, hatten sie nicht mehr genügend Gold, um die Menge der gedruckten Dollar abzudecken. 1971 wurde dann die Golddeckung des Dollar abgeschafft. Wodurch ist der Wert des Dollars seitdem gedeckt ? Durch die "Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft", heißt es. Doch Faktum ist, dass die "Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft" nicht ausreicht, um auch nur 10 Prozent der Dollars zu decken, die in den letzten 30 Jahren auf buntes Papier gedruckt wurden. Amerika hat eingekauft, 30 Jahre lang, und mit buntem Papier bezahlt. Sehr günstig für die US-Wirtschaft, denn die Öl- und sonstigen Importe der letzten 30 Jahre haben praktisch nichts gekostet. Außer Papier und Druckfarbe.

95 Prozent der Staaten dieser Welt haben ihre Währungsreserven zu einem großen Teil in Dollar angelegt, von Banken ganz zu schweigen. 2/3 der Welt-Währungsreserven bestehen aus Dollar. Doch jetzt steigen die Länder, Banken und Unternehmen nach und nach auf Euro um. Warum? Weil Euros mehr wert sind als Papier. Für Euro kann man auch langfristig etwas kaufen. Der Euro ist durch reale Wirtschaftsleistung gedeckt. Die Euroländer haben zudem härtere Stabilitätskriterien was den Staatshaushalts-Defizit betrifft.


Es kaufen außerdem mehr Länder von Europa als von den USA und sie brauchen hier natürlich Euro, um zu bezahlen. Sie verkaufen also ihre Dollar gegen Euro - und das ruiniert den Dollarkurs. Niemand will das ungedeckte Papiergeld mehr haben. Die USA stehen am Abgrund zum Ruin.

 

Welche Länder fasst nun Bush da zusammen, in seinen Kunstbegriff "Achse des Terrors": Irak, Iran und Nordkorea . Und was haben diese Länder gemeinsam? Ja, böse Regime. Stimmt schon. Aber auch, dass sie von Dollar auf Euro umgestiegen sind. Der Irak hat Ende 2000 beschlossen, seine Dollarreserven in Euro umzuwandeln.
Das Fass zum Überlaufen brachte die Irak-Entscheidung, als er sein Guthaben bei der UNO - 10 Milliarden Doller - in Euro umtauschte. Dieses Guthaben hatte er aus dem UNO-Programm "Öl-für-Nahrung". Der Irak hat es also gewagt, als erster sein Öl für Euros zu verkaufen.

Auch der Iran hat im Januar 2002 die Hälfte seiner Währungsreserven von Dollar auf Euro getauscht. Nordkorea hat im Herbst 2002 seine Dollar in Euro getauscht. Prompt wurde der Liefervertrag über Heizöl etc. von USA an Nordkorea einseitig von den USA gebrochen. Die USA haben einfach nichts mehr geliefert. In Nordkorea, schlimmes Regime hin oder her, stehen die Fabriken, Traktoren usw. still. Es wird nichts mehr produziert und angebaut. Die Menschen werden verhungern, unbarmherzig. Also hat Nordkorea wieder die Energieerzeugung in Atomkraftwerken aufgenommen.

Venezuela. Der neue Präsident begann hier sein Öl direkt gegen Güter zu tauschen. Da braucht man keine Dollar dazu. Der nächste Schritt wäre gewesen, das Öl an Europa ebenfalls gegen Güter zu verkaufen - oder gegen Euro. Venezuela ist der viertgrößte Erdölproduzent der OPEC. Im April 2003 gab es dort nun einen Putschversuch, den Bush prompt guthieß. Es wäre ungefähr der 12. Putsch in Südamerika gewesen, der vom CIA finanziert wurde. Inzwischen gibt es "nur noch" Unruhen und Straßenschlachten mit streikenden Ölarbeitern. Ergebnis:  Der Ölexport Venezuelas ist nahezu zum erliegen gekommen. Wer nicht gegen Dollar verkaufen will, der soll eben gar nicht verkaufen, so ist das ideal. Für die "Achse des Terrors" reicht es bei Venezuela nicht, da würde die Welt wohl den Kopf schütteln.

China hat ebenfalls begonnen die Dollarreserven abzustossen und gegen Euro zu ersetzen. Böse, böse. Russland: Dito. Die gesamten OPEC-Staaten liebäugeln damit. Einige beginnen damit. Jetzt muss Amerika zeigen, was mit Regierungen geschieht, die diese Frechheit wagen.

Was passiert wenn der Dollar kippt? Ganz einfach: Wenn die OPEC und in dessen Sog ein gewaltiger Teil des Welthandels von Dollar auf Euro umschwappt, dann stürzt der Dollar auf den Wert, den er tatsächlich hat: 0,20 Eurocent. Das ist der Wert der herauskommt, wenn man die Menge an Dollar durch die Exportleistung der US-Wirtschaft dividiert, verglichen mit der Menge an Euro mit der Exportleistung der europäischen Wirtschaft. Die USA können ab diesem Augenblick an das Öl und die anderen Rohstoffe, die sie für ihre Industrie, Verkehr, für ihre gesamte Wirtschaft brauchen NICHT MEHR BEZAHLEN. Sie sind bankrott.

In den USA stehen dann die Fabriken still, die US-Wirtschaft ist tot. Die US-Unternehmen, weitgehend börsennotiert, verlieren 90 Prozent ihres Wertes: Erstens, weil sie weniger produzieren können, zweitens, weil kaum noch ein US-Bürger etwas kaufen kann,drittens, weil sie in Dollar notiert sind - und der ist dann nichts mehr wert. Das gesamte Finanzsystem der USA ist aber auf Aktien aufgebaut. Alle Banken. Alle Versicherungen. Wenn die US-Aktien stürzen, dann ist alles tot. Die gesamte Altersvorsorge der USA ist auf Aktien aufgebaut. Staatliche gibt es ja so gut wie keine. Die meisten Leute haben ihr erspartes in Aktien angelegt. Wenn der Dollar stürzt, dann fallen 250 Millionen Amerkianer um ihr erspartes um. 50 Millionen alter Menschen im Ruhestand sind plötzlich mittellos. Sofern ihnen ihr Häuschen nicht gehört, können sie sich die Miete nicht mehr leisten und stehen auf der Straße.

Die USA werden ein unglaubliches Armenhaus und fallen zurück auf ein pro-Kopf-Wohlstands-Niveau wie es in der 2.Welt herrscht. Das ist das Szenario.

Quellen:

- Der Irak stellte auf Euro um: https://www.rferl.org/features/2000/11/01112000160846.asp
- Ebenso Norkorea: https://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/2531833.stm
- Ebenso Venezuela: https://www.vheadline.com/readnews.asp?id=8613
- Iran: 2003 hat der Iran schon begonnen, die Bezahlung von - in US-Dollar ausgestellten - Rechnungen für Öllieferungen in Euro zu fordern: https://www.thehindubusinessline.com/bline/2003/06/17/stories/2003061702380500.htm
- Eine Entwicklung, die auch in Rußland begonnen hat: https://www.cdi.org/russia/johnson/7214-3.cfm sowie: https://www.themoscowtimes.com/stories/2003/10/10/001.html
- Norwegen:. Auch hier wurde 2003 im Parlament schon ein Vorschlag eingebracht, Öl für Euros zuverkaufen: https://www.norwaypost.no/content.asp?cluster_id=26467&folder_id=6
- Der schwerste Schlag für den US-Dollar und damit die USA steht allerdings noch bevor. Spätestens 2006 soll im Iran eine eigene Börse für den Ölhandel auf Basis des Euro eröffnet werden: https://business.guardian.co.uk/story/0,3604,1239644,00.html

Zur Dollarpolitik der USA siehe zum Beispiel: Anton Zischka.: Der Dollar. Glanz und Elend einer Weltwährung. München 1995.

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