Hintergründe zu Süßstoffen

04.06.2015 09:18

Der Konsument genießt lauter zuckerüße Lügen: In vielen fruchtigsüßen Lebensmitteln ist keine Frucht, sondern nur Aroma, aber da ist auch nicht einmal etwas Süßes. Das weiße Pulver des Süßstoffes ist ein chemisch erzeugter Kunststoff, also pures Plastik. Seine Beliebtheit verdankt er der Eigenschaft, den Chemiker 1967 zufällig entdeckt haben: Er schmeckt süß. Allein in der BRD wurde er 1996 in 700 Millionen Liter Getränke gemischt.

Doch bei den Studien, welche die Firma Unilever veranstalten ließ, um den Nutzen seiner Abspeckpäckchen nachzuweisen, wurden durchaus nicht alle Tester dünner. Einige nahmen gar zu. Dass Süßstoffe schön dick machen, wurde schon im Tierversuch unter anderem bei jenen holländischen Ferkeln bewiesen, die neben den Aromen auch die süßen Zusätze im Futter essen durften: Sie nahmen zu. Seitdem werden Süßstoffe, zum Beispiel Saccarin, erfolgreich in der Tiermast eingesetzt.
Dass die kalorienreduzierten Erzeugnisse auch bei Menschen nicht viel helfen, beweisen im Großversuch die Amerikaner. Die amerikanische Krebsgesellschaft beispielsweise hat bei einer Untersuchung von 80 000 Frauen herausgefunden, dass jene Damen, die Süßstoff nahmen, stärker zugelegt hatten als jene, die Zucker bevorzugten. Und obwohl die Amerikaner ganz verrückt sind auf kalorienreduziertes Futter, werden sie seit der"light-" und Diätwelle nur ständig dicker. Der Effekt ist folgender: der Körper schmeckt "süß" und bereitet zur Verdauung des vermeintlichen Zuckers Insulin vor. Nachdem aber kein Zucker darin ist, führt das überschüssige Insulin zur Unterzuckerung, zum "cephalischen Insulinreflex", zum Heißhunger. Nun wird das Gehirn abgeschaltet und alles hineingestopft, was greifbar ist, bis die Beschwerden kommen. Der natürliche Sättigungsgeffekt wird ignoriert.

In den USA muss jedes Produkt, dass Saccharin enthält, einen Warnhinweis tragen: „Die Verwendung dieses Prodikts kann Ihrer Gesundheit schaden. Dieses Produkt enthält Saccharin, das im Tierversuchen Krebs ausgelöst hat.“ In Europa fehlt ein solcher Hinweis.

Ganz schlimm ist aber ein neuer Süßstoff "Acesulfam K" oder "Sunnet". Er ist billiger als Zucker (was die klassischen Mittel wie Aspartam, Saccharin oder Cyclamat nicht waren) und durfte - obwohl nicht auseichend auf Krebserregung ausgetestet - durchaus in Limonaden verwendet werden. Neuerdings gibt es Zusatzaromen, die den lästigen metallischen Nebengeschmack wegwürzen. Dieser bittere Nachgeschmack  liegt in der Natur der Sache, beziehungsweise der künstlichen Süßstoffe. Doch auch diese Bitternis kann maskiert werden, mit wieder neuen Chemikalien. Der Geschmack wird zurechtgetrimmt, korrigiert, retuschiert.  Man nehme beispielsweise „Sclareolide“. Damit kann der Süßgeschmack „moduliert“ werden. Ein unangenehmer Nachgeschmack kann gelöscht werden, ein frischer, voller Geschmack wird vorgespielt.

 

Quelle:  Hans-Ulrich Grimm: Die Suppe lügt. Die schöne neue Welt des Essens. Stuttgart 1997.

 

Quelle:  Hans-Ulrich Grimm: Die Suppe lügt. Die schöne neue Welt des Essens. Stuttgart 1997.

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